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„Single Seater sind meine Welt“

Wir haben mit dem Österreicher Michael Aberer (50) vor seinem Heimrennen am Red Bull Ring (3.–5. Juni 2022) gesprochen und gelernt, warum er zwar Niki Lauda verehrt, aber sein GP2-Dallara in einem Retro-Design von Jochen Rindt am Start steht.

Was treibt dich an, einen GP2-Boliden zu fahren?

MICHAEL ABERER: „Das Auto passt vom Maß her zu mir. Ich habe 90 Kilo, in der Formel 3 braucht man 70, 75 Kilo – das ist einfach ein schmäleres Auto. Da passt der GP2 schon einmal rein körperlich besser zu mir. Und Single Seater sind sowieso meine Welt!“

Hast du einen besonderen Helden?

ABERER: „Niki Lauda, den habe ich schon als Kind als Poster an der Wand gehabt. Aber auch Gerhard Berger, ihm bin ich menschlich wohl am Nächsten. Ich habe mich gleich wie er um alles gekümmert: Rennauto, Firma … Disco und natürlich Mädels (lacht).”

Dein Auto ist aber wie der Weltmeister-Lotus von Jochen Rindt lackiert, warum das?

ABERER: „Das habe ich mir gemeinsam mit Ingo Gerstl ausgedacht. Er meinte, das wäre ein bisschen Historie und hat mir Bilder von prägnanten Motorsport-Designs gezeigt. Rot-weiß-rot sind wiederum meine Farben – da habe ich mir gedacht, ‚okay, es wird Jochen Rindt‘. Dann war auch der 50. Todestag (2020, Anm.) und so fügt sich das zusammen. Auch wenn Jochen Rindt vor meiner Zeit gefahren ist, seine Geschichte interessiert mich als Österreicher natürlich.“

Zuletzt in Hockenheim gehörte Michael Aberer zur Spitzengruppe der FORMULA-Klasse

Wie sieht deine bisherige Motorsport-Vergangenheit aus?

ABERER: „Ganz klassisch früher Kartsport und Autoslalom. Im Autoslalom war ich sehr erfolgreich, vor 30 Jahren mit einem Golf GTi in Vorarlberg. Jetzt ist das ja anders, aber früher waren das richtige Rennautos, mit einem Käfig drinnen und die Autoslalom-Community war auch groß. Dazwischen habe ich eine kleine Pause eingelegt. Dann habe ich wieder hobbymäßig mit Kartsport begonnen und bin anschließend in die Formel 3 gewechselt. 2006 bin ich Meister der so genannten B-Serie geworden.“

Dann hast du ja noch einmal eine Pause eingelegt …

ABERER: „Ja, 2012 habe ich ganz aufgehört und habe meinen Sohn Lukas fahren lassen. Vor zwei Jahren habe ich aber wieder angefangen. Jetzt würde ich gerne noch ein bisschen mit dem Auto fahren und dann lasse ich Lukas den Vortritt.“

Aberer in seiner BOSS GP-Debütsaison 2020 mit einem World Series by Renault (hier zu sehen in Spa)

Vor zwei Jahren bist du das erste Mal in der BOSS GP Racing Series gefahren. Wie setzt sich dein Team heute zusammen?

ABERER: „Aktuell habe ich das Asche Racing Team mit Flo Leitinger als Chefmechaniker engagiert. Die sind gut und für mich macht das vor allem Sinn, dass sie sich um das Auto kümmern, dann bin ich viel freier. Sie schrauben und ich fahre, wie ein Formel-1-Fahrer (lacht).“

Was gefällt dir an der BOSS GP besonders?

ABERER: „Mir gefällt die Community. Hier kommen viele Fahrer aus unterschiedlichen Nationen zusammen, alle ungefähr im gleichen Alter. Auf der Strecken haben wir unseren Spaß, am Abend sitzen wir zusammen beim Grillen. High Performance, aber auch gemütlich. Wir werden ja keine Formel-1-Weltmeister mehr, haben also andere Ziele. Sportlich gesehen ist mein Ziel heuer aufs Podest zu kommen und dann schauen wir weiter.“

Fotos: Angelo Poletto & Michael Kavena/BOSS GP